Donnerstag, 7. November 2013

Amerikanische Juden wurden befragt: wem gehört eure Loyalität?

Es taucht immer wieder die Frage auf wem wohl die jüdische Gemeinschaft in den USA, oder auch die vielen Bürger die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen (also US-Israelis), im Falle eines Falles tatsächlich die Fahne halten würden: den Vereinigten Staaten von Amerika oder Israel?

Ausser Gerüchte und Meinungen gab es bisher diesbezüglich keine statistische Erhebung. Bisher.
Offensichtlich wollte man sich in Teilen der israelischen Regierung Gewissheit zu diesem Thema einholen, so dass das israelische Aussenministerium selbständig eine Befragung der jüdischen Gemeinschaft in den USA in Auftrag gab. Diese Befragung sollte die Organisation "Israeli American Council", kurz IAC, vornehmen. Allein schon mit der Namenwahl dieser Organisation ist klar wo genau dessen Loyalität steht, was auch aus derer Missionsbeschreibung klar hervorgeht.
Nun hat also das israelische Aussenministerium in Zusammenarbeit mit IAC und dem grössten Financier der Organisation, Sheldon Adelson (dieser Name taucht immer wieder im Zusammenhang "Israel first" auf), einen Fragebogen an Zehntausende Amerikaner und Amerikanerinnen verschickt, welche entweder dem jüdischen Glauben angehören oder tatsächlich Doppelstaatsbürger der USA und Israel sind. Was noch pikanter an der ganzen Sache ist, selbst die israelischen Konsulate in den USA waren an dem Versand des Fragebogens beteiligt.
Gefragt wurde gemäss den Informationen der israelischen Tageszeitung Haaretz zufolge, wem die Gefolgschaft gehört sollte eine richtige Krise zwischen den beiden Alliierten ausbrechen, den USA oder Israel?

Als Ministerpräsident Binyamin Netanyahu ein paar Tage später davon erfuhr, ordnete er das Aussenministerium zwar an die Beteiligung des Ministeriums an dieser Umfrage zu beenden, doch der Schaden war bereits angerichtet. Die Resultate der Umfrage sind noch nicht bekannt, es darf aber angenommen werden dass diese auch der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden, bis es vielleicht ein Leck gibt und diese Information dennoch irgendwie durchsickert.

Einblicke in diese geheimnisvolle Welt der "dualen Loyalität" wie dieses Phänomen bezeichnet wird, gewährte ein linksliberaler Zionist in den USA, Eric Alterman. Es ist daher von enormer Bedeutung seine Worte nicht nur einmal durchzulesen, sondern am besten Zehnmal bis man genau verstanden hat was er da gesagt hat:

"Wissen Sie, eine der empfindlichsten Worte die sie sagen können wenn sie über Juden und Israel diskutieren, ist das Wort "duale Loyalität". Es ist eine Art von jenen Wörtern, welche das Amerikanisch-Israelische Beamtentum vom Diskurs ausgeschlossen hat. Wenn sie "duale Loyalität" sagen, dann spielen sie in die Hände der anti-Semiten, weil es zur konsequenten Rhetorik der anti-Semiten gehörte dass man den Juden nicht trauen kann etc. etc.  Aber ich finde das alles sehr konfus weil ich mein ganzes Leben lang dual-loyal erzogen wurde. Als ich in die Hebräisch-Schule ging, drehte sich alles in meiner Hebräisch-Schule um die Unterstützung für Israel. Als meine Eltern mich - ich glaube die heute Abend auch hier sind - mit 14 Jahren nach Israel auf eine von der ZOA (Zionist Organisation of America) gesponserten Reise schickten, wurde es mir eingehämmert dass ich das tun soll was das beste für Israel ist. 

Vor Kurzem war ich im "Center for Jewish History" (in New York) wo ich Ruth Wisse hörte, die Yiddisch-Professorin in Harvard ist und zufälligerweise auch die Martin L. Peretz Professur hält, wie sie eine Gruppe von jüdischen Journalisten instruiert, dass sie von sich selbst denken sollen dass sie Mitglieder der Israelischen Armee sind. Das in Israel junge Menschen in der Armee dienen müssen - nun, sie (die jüdischen Journalisten) müssen nicht in der Armee dienen, aber sie sollen von sich selbst als Mitglieder einer Jüdischen Armee denken, das Jüdische Volk unterstützen, Israel unterstützen, ihre intellektuellen Skrupel und Bedenken über diese Dinge beiseite legen. Wie Lieberman (Avigdor Lieberman).

So geschieht es dass es damit endet, nur weil es so wenige Menschen gibt die das sagen wollen und es dafür sicherlich gute historische Gründe gibt, dass ich von (John) Mearsheimer und (Stephen M.) Walt zitiert werde, weil ich die einzige Person bin die sagt, dass ich ein dual-loyaler Jude bin und manchmal tatsächlich für Israel bin, weil die Vereinigten Staaten eine Menge von schrecklichen Schlägen einstecken können und noch immer stehen bleiben. Wobei wenn Israel aber einen wirklich schlechten Schlag einsteckt, tatsächlich verschwinden könnte. 
Es wird also einige Fälle geben wo ich, sollte es zu einem Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Israel kommen, das was das Beste für Israel ist unterstützen werde und nicht das was ich denke das Beste für die Vereinigten Staaten sein könnte. 

Die grosse Fiktion welche nahezu die gesamte Diskussion durchdringt, und ich wette sogar bei ihnen bei J Street, aber sicherlich bei den offiziellen Organisationen, ist es, dass es so etwas nicht gibt, dass es möglicherweise so etwas geben könnte was Gut für Israel und Schlecht für die Vereinigten Staaten ist oder vice versa. Jede einzelne Rede die sie bei AIPAC oder der AJC (American Jewish Council) hören, besagt, dass Gott sei Dank unsere Interessen und Werte perfekt ausgerichtet sind, (so dass) wir ein starkes Israel unterstützen und wir eine starkes Amerika unterstützen. Nein - das wird nicht immer der Fall sein. Das sind zwei verschiedene Länder mit zwei verschiedenen strategischen Interessen und verschiedenen Ansichten in gewissen Dingen."

 



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