Sonntag, 17. September 2017

Wohin mit den IS-Terroristen?

Das selbsternannte Kalifat des Islamischen Staates (IS, ISIS, Daesh) auf dem Territorium der Iraks und Syriens existiert nicht mehr. Natürlich gibt es noch einige wenige Gebiete, die unter IS-Kontrolle stehen. Aber das hat nichts mehr mit jenem Gebilde gemein, als die irakische Millionenstadt Mossul nahezu kampflos - und wie im Nachhinein bekannt wurde, auch absichtlich -  im Juni 2014 in die Hände der wahhabitischen Terroristen des IS fiel. Als sich Abu Bakr al-Baghdadi (sein richtiger Name ist Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri) zum Kalifen in der altehrwürdigen Al-Nuri Moschee in Mossul ernennen liess, schien der langersehnte Traum von tausenden Islamisten weltweit endlich in Erfüllung gegangen sein: die Wiederrichtung des islamischen Kalifats auf historischem Boden, wo es vor über 1300 Jahren seinen Anfang nahm.

Obwohl unter der Flagge des IS auch viele ehemalige säkulare Offiziere und Generäle der von den Amerikanern aufgelösten irakischen Armee kämpften, die zwar Sunniten sind, aber sonst mit dem religiösen Fanatismus nichts am Hut hatten, ist die treibende Kraft hinter dem "Phänomen" Islamischer Staat die Ideologie des aus dem Wüstenreich der Arabischen Halbinsel stammenden Wahhabismus. Ohne zu verstehen, was hinter dieser Ideologie steckt, kann man auch nicht verstehen, was die Ziele des IS sind und weshalb trotz all dem brutalen Blutvergiessen, die Unterstützung von Teilen der Bevölkerungen in den verschiedenen Ländern ungebrochen ist.

Die Ideologie des Wahhabismus geht davon aus, die einzig wahre Monotheistische Lehre zu sein, auch innerhalb des Islam. Alle anderen Religionen gelten als kufr (Unglaube) oder shirk (Polytheismus, Götzendienst), die es entweder auszumerzen oder dem wahren Glauben zuzuführen gilt. Und wie schon im 18./19./20. Jahrhundert, als der Wahhabismus in der arabischen Provinz Nadschd Fuss fasste und sich unter dem Klan der Al-Saud ausbreitete, um die Ungläubigen zum tauhid (Monotheismus) nach ihrer eigenen Lesart zu bekehren, agiert heute der sogenannte Islamische Staat. Es geht nicht so sehr um die Errichtung eines Staates, der nach dem Koran und der Scharia aufgebaut ist, sondern viel mehr darum, in einem ersten Schritt die vorwiegend muslimischen Länder aus ihrem Zustand - aus der Sicht der Wahhabiten - des kufr zu "befreien". Ist dieser Idealzustand des tauhid erst einmal erreicht, sollen auch die anderen Länder mit einer muslimischen Minderheit "befreit" werden. Dazu zählen insbesondere Länder wie Spanien (das ehemalige Al-Andalus), Frankreich, Belgien, Deutschland, Grossbritannien und die USA.

Abu Bakr Naji, ehemaliger Chefideologe von Al Kaida, der geistigen Vorgängerorganisation des IS, schrieb in seinem Buch "Das Management der Barbarei", wie die Dschihadisten ihren Dschihad auffassen:
"Unsere Schlacht ist eine Schlacht des Monotheismus gegen den Unglauben, Glaube gegen Polytheismus. Es ist keine wirtschaftliche, politische oder soziale Schlacht. 
Nach diesem "Handbuch des Dschihadismus", wie das Buch auch genannt wird, handelt auch der IS. Was aber viel wichtiger ist, es ist keine Neudefinition von Abu Bakr Naji gewesen, sondern stammt direkt aus den Ideen des Vaters des Wahhabismus, Mohammed Abd al-Wahhab. Es ist genau dieselbe Ideologie, die auch im modernen Saudi-Arabien als Staatsreligion verankert ist, und stellt deshalb eine unmittelbare Gefahr für das Herrscherhaus Al-Saud dar.

Die Frage stellt sich nun, wohin sollen die tausende Dschihadisten des IS gehen, nachdem sie ihr Gebiet in Syrien und im Irak so gut wie verloren haben? Ihre Herkunftsländer werden sie eher widerwillig als mit offenen Armen empfangen wollen, und von der potenziellen Gefahr für diese Länder gar nicht erst zu sprechen. Die Gefahr geht jedoch nicht nur von den Rückkehrern aus, deren Zahl sich je nach Land zwischen einigen hundert bis wenigen tausend bewegt, sondern auch von einheimischen Islamisten, die in Kontakt mit dem Gedankengut der Dschihadisten gekommen sind und diesen befürworten.

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